Das Erscheinen der Novelle von Günther Grass war 1961 in Deutschland eine literarische Sensation. Auch KATZ UND MAUS, die Novelle, die gemeinsam mit der BLECHTROMMEL und dem nachfolgenden HUNDEJAHRE die sogenannte „Danziger Trilogie“ bildet, setzt sich mit dem Nationalsozialismus und seiner Bewältigung auseinander.
Heute, über ein halbes Jahrhundert später, gibt die Novelle KATZ UND MAUS einen noch immer mitreißenden Einblick in das Aufwachsen einer Clique von Jugendlichen aus Ostpreussen, die in Zeiten des Krieges und des Faschismus heranwachsen.
Zwischen Jugendlicher Unbeschwertheit und Furcht vor der Zukunft, aufkeimender Sexualität und konfusen Vorstellungen von Heldentum suchen diese Jugendlichen nach einem Platz, einem Stück Geborgenheit in einer kaputten Welt.
Ein gesunkenes U-Boot in der Danziger Bucht, dient ihnen als Bade- und Zufluchtsort und ist ein Bild dafür, wie sich Krieg und Zerstörung in den Alltag dieser jungen Menschen hineinfressen.
Im Zentrum KATZ UND MAUS der Novelle steht die schillernde Persönlichkeit des Außenseiters Joachim Mahlke, die seine Mitschüler unausweichlich in ihren Bann zieht. Der vaterlose Einzelgänger ringt andauernd um die Anerkennung der Erwachsenen und um die Gunst der Mitschüler*innen. Das macht ihn anfänglich für die Nationalsozialistische Ideologie und deren martialische Vorstellungen von Männlichkeit und Heldentum.
Die Novelle ist aus der Perspektive eines mittlerweile alten Mannes geschrieben, der sich an die Ereignisse von damals erinnert. Ausgehend davon möchte Regisseur Ralf Siebelt KATZ UND MAUS als Begegnung von älteren und jüngeren Menschen inszenieren, als Zusammentreffen der Erfahrungen einer Generation, die ein totalitäres Regime erlebt hat mit der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen heute und deren Erleben von Ausgrenzung, Gruppendynamik, Verführbarkeit zu radikalen Ideologien.
Die Auseinandersetzung, die Ralf Siebelt mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft zu diesen Themen in den Projekten FRÜHRLINGS ERWACHEN und insbesondere in JUGEND OHNE GOTT geführt hat, setzt sich in KATZ UND MAUS fort und erweitert sich spielerisch und inhaltlich durch das Einbinden einer älteren Generation.
Mit einem Text von Günther Grass und seiner Danziger Trilogie nimmt sich das Theater 11 einen Autor aus Bremens Partnerstadt Danzig vor, dessen Migrationsgeschichte die deutsche Nachkriegsliteratur, mit der Jugendliche in der Schule in Berührung kommen, geprägt hat. Vielleicht kann die Aufführung sogar zur Belebung der Günther Grass-Stiftung Bremen beitragen und dazu, dass dieser Dichter wieder mehr in die Aufmerksamkeit der Bremerinnen und Bremer rückt.